Vor der Nordküste Irlands gibt es eine kleine Insel namens Rathlin Island. Gerade mal 75 Menschen leben hier von Fischfang und Tourismus. In einer Reisedokumentation bin ich auf eine Tradition aufmerksam geworden die ich super finde: Seit 200 Jahren bauen Menschen in ihrer Freizeit Mini Yachten, die dann auf einem kleinen See gegeneinander antreten und um die Wette segeln. Einzige Regeln: Alle Schiffe müssen gleicher Bauart sein. Alle werden gleichzeitig ins Wasser gesetzt und dürfen dann nicht mehr angefasst werden. Ob man gewinnt hängt einzig und allein davon ab, wie gut man vor dem Rennen die Segel eingestellt hat. Die Minischiffe kommen ganz ohne Elektronik und anderen Schnickschnack aus. Regelmäßig treffen sich Menschen, setzen ihre Bötchen ins Wasser, laufen um den See und nehmen sie am anderen Ufer in Empfang. Dem Siegenden wird applaudiert und dann gehen alle – vermutlich nach einem kurzen Schnack – wieder ihres Weges.
Warum mich das so angesprochen hat?
Schwierig zu beschreiben. Aber das sich Menschen treffen, das Kind in sich wachrufen und dann mit einfachen, altmodisch anmutenden Schiffchen miteinander „spielen“ und nahezu unverzweckt Zeit miteinander teilen finde ich – einfach gut! Vielleicht ist es mir auch deswegen aufgefallen, weil genau das in den letzten Monaten nicht so gut möglich war. Einfach andere Menschen und Freunde treffen und Zeit mit Ihnen zu verbringen, Spaß zu haben und „in echt“ zu quatschen. Einerseits ist das traurig. Aber andererseits ist es auch gut, zu spüren, dass man dieses Bedürfnis noch hat und dass einem andere Menschen über die Pandemiezeit hinweg immer noch wichtig und nicht egal geworden sind.
Ich wünsche Euch, dass ihr bald Eure Traditionen wieder aufleben lassen könnt – mit oder ohne Bötchen!
Christian
Wer sich selbst ein Bild machen möchte kann die Doku hier nachschauen (bei Minute 7:30 und bei 24:30):
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/mare_tv/mareTV-Classics-An-der-Irischen-See-Von-Dublin-,mare764.html