Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: “Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden.”
“Oh nein”, erschrak die Kerze, “nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt. Niemand wird meine Schönheit mehr bewundern.”
Das Zündholz fragte: “Aber willst du denn ein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?”
“Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften”, flüstert die Kerze unsicher und voller Angst.
“Es ist wahr”, entgegnete das Zündholz. “Aber das ist doch das Geheimnis unserer Berufung: Wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich dich nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu entfachen.
Du bist eine Kerze. Du sollst für andere leuchten und Wärme schenken. Alles, was du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich versagst, wirst du sterben.”
Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung: “Ich bitte dich, zünde mich an!” [Verfasser unbekannt]
Für andere ein Licht sein. Wärme schenken und Begeisterung weitertragen.
Als ich das letzte Mal in Taizé war, sagte einer der Brüder während einer Begegnung mit unserer Gruppe, dass ihm die Nacht der Lichter am liebsten ist. Nicht nur, weil der Kerzenschein und der Gesang eine besondere Stimmung hervorrufen, sondern weil ihn etwas Anderes daran so fasziniert.
Es ist der Vorgang, das Licht weiterzugeben. Jede Kerze hätte das Potential, 500 weitere Kerzen anzuzünden, ohne dabei selbst an Leuchtkraft zu verlieren.
So ist es auch mit unserer Begeisterung. Wenn wir für etwas brennen, können wir andere damit anstecken. Sei es unser liebstes Hobby, eine ehrenamtliche Tätigkeit oder unser Glaube.
Ja, ich brenne für dich. Ich lebe für dich. Tag für Tag!
Johanna