Gestern war der 3. Advent. Für mich als Pfadfinderin steht dieser Tag immer im Zeichen des Friedenslichts aus Bethlehem. Das Friedenslicht ist eine Aktion der Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände (RDP/RdP) und der Altpfadfinder (VDAPG). Seit 1986 wird in der Geburtsgrotte in Bethlehem ein Licht entzündet, dass von dort in die ganze Welt verteilt wird und ein Symbol des Friedens sein soll. Und jedes Jahr berührt mich diese Aktion aufs Neue!
Dieses Jahr steht das Friedenslicht unter dem Thema „Friedensnetz – ein Licht, das alle verbindet“. Auf der Seite des Friedenslichts gibt es Materialien für die üblichen Aussendungsfeiern. Zwei Gebete haben mich dabei besonders angesprochen:

Schuldbekenntnis

Herr, mein Gott:
ich soll leuchten
und bin so finster;
ich soll trösten
und bin so traurig;
ich soll Mut machen
und bin so mutlos;
ich soll mich verzehren
und bin so hungrig nach Liebe;
ich soll Wärme spenden
und bin so kalt;
ich soll Hoffnung schenken
und bin so verzweifelt;
ich soll Wege aufzeigen
und bin so verwirrt;
ich soll Harmonie sein
und bin ein stürmisches Meer;
ich soll Ohr sein
und bin ganz und gar Mund;
ich soll Quelle sein
und bin Wüste;
ich soll Kerze sein
und bin nur Wachs;
ich soll barmherzig sein
und bin so ungerecht;
ich soll nahe sein
und bin weit weg;
ich soll aufrichten
und liege am Boden;
ich soll Straße sein
und bin Sackgasse;
ich soll Farbe sein
und bin grau in grau;

Herr, mein Gott,
verzeih meine Dunkelheit.
Sei DU mein Licht
und der Docht in meinem Wachs.

Mach mich zum Werkzeug Deines Friedens

Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Franz von Assisi

(Beide Texte aus der Arbeitshilfe der DPSG Würzburg)

Die Gebete scheinen ziemlich gegensätzlich und doch beschreiben beide zusammen für mich gut die Unbeständigkeit des Lebens. Manchmal habe ich keine Kraft und bin auf Zuspruch angewiesen – manchmal habe ich Kraft und kann Zuspruch geben. Beides gehört zum Leben dazu, beides ist wichtig und hat seinen Platz.

Judith