Vor zwei Jahren hat eine Teilnehmerin diesen Text für den Jugendkulturpreis im Kreis Mettmann zum Thema „Schatten Springen“ eingereicht. Er ist noch immer aktuell und drückt meine Gefühlslage sehr gut aus. Wie ist es bei dir?
Credo?
Kirche, ich habe Dich lieben gelernt, wie Du bist. Das muss was heißen.
Seine Liebe lässt man nicht im Stich, finde ich.
Aber in unserer Beziehung kriselt es.
Du wirfst Deine Schatten. Auf mich, auf uns!
In Zeiten, in denen Du Licht sein sollst, überschattest Du mich mit Zweifel und Misstrauen.
Wo ich das Funkeln Deiner Gemäuer bewunder, habe ich keinen blassen Schimmer mehr, was ich für dich empfinden soll. Wo ich sonst Kerzen anzünde, wo Christus jeden Winkel meiner Seele durchflutet, friere ich.
Denn ich fühle mich in den Schatten gestellt.
Ich stehe in Deinem Schatten und im Schatten all derer, die meinen, sie wüssten was meine Rolle bei Dir wäre.
Ich habe das Gefühl mich für Dich rechtfertigen zu müssen, was mir manchmal schwer fällt. Im Schatten Deiner Krise droht eine Flamme zu erlöschen, die einst in so manchen Menschen Begeisterung entfachte … und es in vielen Momenten immer noch tut.
In Dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! Und ich brenne. Aber ist auf uns der gleiche Funke übergesprungen?
Ich glaube, Du meinst es gut. Ich auch!
Doch:
Glaube ich an den Heiligen Geist, obwohl Du von allen guten Geistern verlassen scheinst?
Die heilige katholische Kirche, wenn Du, die mir sonst die Kraft gibt, über Schatten zu springen, plötzlich selber einen ziemlich Großen wirfst?
Vergebung der Sünden, wenn Du selber sündigst, aber nur auf Umwegen den Weg zur Beichte findest?
ABER:
Wo Schatten sind, ist immer Licht.
Kirche bewege Dich! Mache dich auf und werde Licht! Ich glaube, dass es da ist!
Denn Gott sprach: ,,Es werde Licht! Und es wurde Licht!”
Spring mal über Deinen eigenen Schatten!
Dann kannst Du mir auch wieder helfen, über Meine zu springen.
Wie willst Du die Sonne sehen, wenn du ihr den Rücken zukehrst?
Wie soll ich sie sehen, wenn Du mich in deinen Schatten stellst?
Ich will DICH leuchten sehen, und nicht nur Altäre und Monstranzen. Ich vermisse die Wärme.
Ich knie hier in meiner Bank. richte meinen Blick nach oben und werde geblendet.
Die Sonne scheint durch das Kirchenfenster- erhellt den dort abgebildeten Jesus, der so voller Versprechen scheint.
Christus DEIN Licht verklärt meine Schatten!
Jesus, Du, der dort hängt und leidet.
Leid und Licht scheinen bei Dir nicht weit voneinander entfernt.
„Und in der sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.”
Kurz vor 12 … ist es auch bei Dir.
Kirche, Kirche, warum verlässt Du mich?
Ich warte, bis die Nachtschatten zum Morgenrot werden. Ich bleibe. Wie die Frauen zu Jesu Füßen.
Und hoffe:
Auf Deine Auferstehung!
Amen.
Copyright © 2021 Lisa-Marie Cichowlas
Herausgesucht von Johanna